Ursachen von Muskelverspannungen
Die Ursachen von Muskelverspannungen sind so vielfältig wie deren Symptome. Unter Muskelverspannungen versteht man langanhaltende Kontraktionen (Zusammenziehen) einzelner Muskeln oder Muskelgruppen. Das gängigste Symptom ist ein unangenehmer Schmerz, der in der Folge zu Bewegungseinschränkungen, Verhärtungen der Muskulatur oder einer unnatürlichen Schonhaltung führen kann. Auch sind Kopfschmerzen als Folge von Muskelverspan-nungen im Nackenbereich keine Seltenheit. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Ursachen von Muskelverspannungen und Tipps, was man dagegen tun kann.
Warum ist Ursachenforschung bei Muskelverspannungen wichtig?
Wegen der Vielzahl an Ursachen für Muskelverspannungen ist es wichtig, den individuellen Auslöser herauszufinden, um eine Verspannung erfolgreich behandeln zu können. Doch wie entstehen Muskelverspannungen überhaupt? Bei Bewegung eines Körperteils zieht sich die Skelettmuskulatur zusammen und entspannt wieder. Dabei verkürzt sich der Muskel und die Durchblutung wird reduziert. Sobald der Muskel wieder entspannt wird, normalisiert sich auch die Durchblutung. Wenn ein Muskel nun über einen längeren Zeitraum angespannt wird, führt das zu einer Verkürzung des Muskels. Der Muskel wird nicht mehr ausreichend durchblutet und verhärtet. Dadurch werden die Nerven in und um die Muskulatur gereizt, was als schmerzhaft empfunden werden kann.
Die Ursachen für Muskelverspannungen beinhalten u. a.:
- Bewegungsmangel
- ungünstige und monotone Bewegungsmuster (zum Beispiel bei der Arbeit am Schreibtisch)
- einseitige Körperhaltung, beispielsweise durch langes Sitzen
- Fehlbelastung der Wirbelsäule durch falsche Sitzhaltung
- Überlastung bei schweren körperlichen Tätigkeiten
- Mineralstoffmangel, zum Beispiel Magnesiummangel
- psychische Faktoren wie Angst, Stress oder Sorgen
Ursache: Erkrankungen des Bewegungsapparates
Muskeln, Knochen und Gelenke sind essentiell für die Bewegungsfähigkeit. Erkrankungen im sogenannten Bewegungsapparat können das Leben im Alltag einschränken. Rückenschmerzen, Arthrose (Gelenkverschleiß), Arthritis (Gelenkentzündung), Weichteilrheuma (Erkrankung an Muskeln, Sehnen und/oder Bändern) oder Osteoporose (Knochenschwund) – diese Erkrankungen sind häufige Ursachen von Muskelverspannungen und somit unangenehmer Schmerzen.
Überlastung und einseitige Belastung
Ausreichende Bewegung ist eine Möglichkeit, Muskelverspannungen vorzubeugen. Falsche Bewegung, Überlastung oder einseitige Belastung können jedoch genau das Gegenteil bewirken. Bei Überlastung der Muskeln geht es um schwere körperliche Tätigkeiten, die zu Muskelverspannungen führen können. Aber auch eine falsche Körperhaltung – zum Beispiel beim Sitzen am Computer – kann Schmerzen auslösen. Dasselbe gilt für einseitige Belastung der Muskulatur, der „muskulären Dysbalance“. Hierbei muss evaluiert werden, ob die Muskulatur zu schwach oder verkürzt ist. Im ersten Fall hilft regelmäßiges Kraft- und Ausdauertraining. Im Fall einer Muskelverkürzung empfiehlt sich eine Kombination von Faszientraining und Dehnungsübungen. Generell hilft es, regelmäßig die Sitzposition zu verändern oder gar einen Stehschreibtisch zu nutzen.
Fibromyalgie-Syndrom
Chronische Schmerzen im Rücken, in den Armen und Beinen sind keine Seltenheit. Vom Fibromyalgie-Syndrom spricht man erst, sobald weitere Symptome hinzukommen und diese über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten vorliegen.1
Dazu zählen u. a.:
- Steifigkeits- oder Schwellungsgefühl der Hände, der Füße oder im Gesicht
- Müdigkeit
- Erschöpfung
- Konzentrations- und Schlafstörungen
Schätzungsweise 1–5 % der Bevölkerung leiden unter diesem Syndrom, wobei Frauen zwei- bis fünfmal häufiger betroffen sind als Männer.2
Falsche Körperhaltung
Eine falsche Körperhaltung nimmt man meist unbewusst ein. Aber wie löst eine schlechte Körperhaltung Muskelverspannungen aus und was kann man dagegen unternehmen? Bei Schmerzen wird der Körper intuitiv in eine Schonhaltung gebracht, um die Schmerzen erträglich zu halten. Dies führt zu einer Fehlhaltung, die das Problem noch schlimmer machen kann.
Eine mögliche Lösung: trotz Schmerzen in Bewegung bleiben. So kann die Schonhaltung vermieden und der Teufelskreis unterbrochen werden. Auch bei verspannten Muskeln ist Bewegung ideal, um Schmerzen zu lindern. Die „Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen“ hat sich hier bewährt. Dabei geht es um den bewussten Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung. Einzelne Muskeln werden angespannt, die Spannung wird kurz gehalten, bevor sie bewusst wieder gelöst wird. Ziel ist dabei, die Grundspannung der Muskeln – den Muskeltonus – zu reduzieren, was hilft, körperlichen und seelischen Verspannungen entgegenzuwirken. Erfahrene Physiotherapeuten oder qualifizierte Trainer:innen kennen darüber hinaus effektive und einfache Übungen für den Alltag.
Stress und psychische Faktoren
Der Körper ist ein komplexes System mit ineinandergreifenden Zahnrädern. Wenn nur wenige davon nicht richtig funktionieren, stockt das System. Die Psyche spielt daher auch bei Muskelverspannungen eine nicht ganz unwichtige Rolle. Stress und andere psychische Belastungen, wie zum Beispiel Angst, haben Einfluss auf die Körperhaltung und somit auf die Muskulatur. Bei Angst erstarren Muskeln, während Sorgen und Kummer Kopf und Schultern schwer machen.
Mehr zu den Auswirkungen von psychischen Faktoren wird hier beleuchtet.
Bewegungsmangel
Bewegung ist das A und O für einen gesunden Lebenswandel. Ohne Bewegung wird die Muskulatur nicht ausreichend trainiert und kann daher weniger belastet werden. Eine intuitive Schonhaltung ist unbedingt zu vermeiden, da so chronische Verspannungen sowie Verschleißerscheinungen an den Gelenken und der Wirbelsäule hervorgerufen werden können, die dann möglicherweise die Muskelverspannungen erneut verschlimmern. Regelmäßige Bewegung kann also Verspannungen vorbeugen. Viele berufliche Tätigkeiten lassen sich auch im Stehen (an speziellen Stehschreibtischen zum Beispiel) erledigen. Die Treppe stellt eine sinnvolle Alternative zum Aufzug dar und zur Arbeit kann man auch mit dem Fahrrad fahren.
Ernährung
Neben viel Bewegung ist eine ausgewogene Ernährung ein wichtiger Baustein, um Muskelverspannungen vorzubeugen. Mineralstoffmangel ist eine häufige Ursache für Beschwerden in der Muskulatur.
Ein Defizit an Eisen oder Magnesium kann die Wahrscheinlichkeit für Muskelkrämpfe und -verspannungen signifikant erhöhen.
Alles Wissenswerte zu diesem Thema ist hier zusammengefasst.
Handynacken
Durch einen modernen Lebenswandel und das Berufsleben ergeben sich völlig neue Ursachen für Muskelverspannungen. Beim sogenannten „Handynacken“ entsteht der Schmerz im Bereich der Halswirbelsäule durch die konstante Falschbelastung des Nackens beim Blick auf Smartphone, Tablet oder Laptop. Und da sich nicht nur das Berufsleben, sondern auch große Teile der Freizeit vor Bildschirmen abspielen, klagen immer mehr Menschen über diese Symptome. Der Schmerz lässt sich durch Massagen, Wärmezufuhr oder auch Physiotherapie in den Griff bekommen.
Damit er gar nicht erst auftritt, empfiehlt es sich, den Nacken mit Dehnübungen und regelmäßigem Sport (zum Beispiel Rückenschwimmen) zu trainieren. Es sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, eine einseitige Belastung zu vermeiden.
Weitere Ursachen
Neben den bereits erwähnten Ursachen können auch Umweltfaktoren wie Zugluft oder Kälte eine Ursache für Muskelverspannungen sein. Hier empfiehlt es sich, beispielsweise den Nacken mit einem leichten Tuch im Sommer oder einem Schal in Herbst und Winter zu schützen.
Zusammenhang zwischen Muskelverspannungen und anderen Erkrankungen
Muskelverspannungen können in direktem Zusammenhang zu anderen Erkrankungen stehen.
Zu möglichen Auslösern zählen u. a.:
- Infektionskrankheiten wie Grippe
- Morbus Parkinson (Erkrankung des Nervensystems)
- multiple Sklerose (chronische Nervenkrankheit)
- Osteoporose (Abbau der Knochendichte)
- Arthrose (Verschleiß von Gelenken)
1 Deutsche Schmerzliga e. V. https://schmerzliga.de/fibromyalgie/?highlight=Fibromyalgie. (Abgerufen am: 21.06.2023.)
2 Rheumaliga Schweiz https://www.rheumaliga.ch/rheuma-von-a-z/fibromyalgie (Abgerufen am: 21.06.2023.)