Krämpfe, ausgelöst durch Alkohol
Zusammenhänge und UrsachenUnser Körper besteht aus einer Vielzahl von Muskeln und Muskelgruppen, bei denen es zu Muskelkrämpfen kommen kann. Ein möglicher Auslöser für Krämpfe kann der Konsum von Alkohol sein. Wir erklären Ihnen, welche Rolle Alkohol bei der Entstehung von Krämpfen hat, und erläutern Ihnen welche Möglichkeiten bestehen, durch eine gesunde Lebensweise Krämpfe zu mildern oder gar zu vermeiden.
Was ist ein Muskelkrampf?
Ein Muskelkrampf ist ein plötzliches schmerzhaftes und unkontrollierbares Zusammenziehen eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Dies kann dazu führen, dass sich der Muskel sich verhärtet. Die damit einhergehenden Schmerzen können minutenlang, manchmal länger, anhalten, aber auch durch Dehnen und Entspannen des betroffenen Muskels gelindert werden.
Mögliche Ursachen von Muskelkrämpfen
Warum es zu Muskelkrämpfen kommt, ist noch nicht genau geklärt. Als mögliche Ursachen kommen unter anderem in Frage:
- Falsche Körperhaltung
- Überlastung der Muskulatur
- Stress
- Verletzungen
- Vorerkrankungen der Gefäße (Thrombosen der tiefen Beinvenen, chronische Durchblutungsstörungen, Krampfadern)
- Erkrankungen des Bewegungsapparats und des Skeletts
- Mangelnde Bewegung
- Unausgewogene Ernährung
- Ungleichgewicht der Elektrolyte
- Nebenwirkungen von Medikamenten (Cholesterinsenker, hormonelle Verhütungsmittel, Blutdrucksenker, bronchienerweiternde Arzneimittel, Chemotherapeutika etc.)
- Erkrankungen (Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Schilddrüsenunterfunktion [Hypothyreose])
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Alkohol- und Tabakkonsum
Welche Rolle spielt Alkohol als Auslöser von Krämpfen?
Neben einer falschen Körperhaltung, Überlastung der Muskulatur, Stress und vielen anderen Ursachen von Krämpfen kann auch der Konsum von Alkohol die Krampfneigung fördern und insbesondere Wadenkrämpfe triggern. Der Grund dafür ist, dass durch übermäßigen Alkoholgenuss der Wasser- und Elektrolythaushalt durcheinandergebracht wird.
Grundsätzlich entzieht Alkohol dem Körper Flüssigkeit und Mineralstoffe. Die Folge davon ist, dass die Übertragung der elektrischen Impulse auf die Muskulatur nicht mehr optimal funktioniert und es z. B. zu Wadenkrämpfen kommt.
Langfristig kann es durch erhöhten Alkoholgenuss sogar zu Schädigungen der Nerven und von Organen wie der Leber kommen.
Wadenkrämpfe können ernste Warnzeichen dafür sein, dass etwas mit der Übertragung der Nerven nicht stimmt. Wenn Sie unsicher sind oder Fragen haben, suchen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf.
Was passiert im Körper beim Konsum von Alkohol?
Mit trinkbarem Alkohol ist in der Regel Ethanol mit der chemischen Formel C₂H₆O gemeint.
Beim Trinken von Alkohol gelangt zunächst ein Teil des Ethanols über die Mundschleimhaut und die Schleimhaut der Speiseröhre direkt in die Blutbahn, ein gutes Viertel wird dann weiter über die Magenschleimhaut aufgenommen und der Rest gerät über den Darm in unser Blut.
Wie viel Alkohol vom Körper aufgenommen werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Außentemperatur, ob Kohlensäure im Getränk ist oder nicht, ob es zusammen mit Zucker konsumiert wird, ob man auf nüchternen Magen trinkt oder nicht. Auch Faktoren wie Alter, Geschlecht, Gewicht und Gesundheitszustand spielen neben vielen anderen Faktoren eine Rolle.
Die Leber leistet erhebliche Arbeit beim Alkoholabbau. Beim Alkoholabbau sind grundsätzlich 3 Schritte notwendig, um das Nervengift wieder aus dem Organismus zu verbannen:
Im ersten Schritt wird der zugeführte Alkohol in Acetaldehyd umgewandelt.
Danach erfolgt eine Umwandlung von Acetaldehyd in Acetat (Essigsäure).
Im letzten Schritt wird das Acetat verstoffwechselt und wieder ausgeschieden.
Während die Leber das wichtigste Organ für den Abbau von Ethanol im Körper ist, sind auch andere Organe am Alkoholabbau beteiligt. Hierzu zählen – neben vielen anderen Organen – vor allem die Nieren, der Darm und die Lunge.
Während rund 98,9 % des Alkohols im Körper durch Oxidation umgewandelt und abgebaut werden, werden circa 1,1 % unverändert ausgeschieden. Die Ausscheidung erfolgt dabei über die Nieren (0,3 %), über die Lungen (0,7 %) und über die Haut (0,1 %).
Welche negativen Auswirkungen hat regelmäßiger Alkoholkonsum?
Schon geringe Mengen Alkohol können zu einer Bewusstseinsänderung führen und wirken auf das zentrale und periphere Nervensystem, wodurch sie u. a. auch Einfluss auf den Skelettapparat haben können.
Negativer Einfluss von Alkoholkonsum auf …
- die Skelettmuskulatur
- den Elektrolyt- und Wasserhaushalt
- das periphere Nervensystem (z. B. Entwicklung von Neuropathien)
- unterschiedliche Hormone (z. B. geringerer Testosteronspiegel und verminderte Wachstumshormonproduktion)
- den Muskelaufbau
- die Schlafqualität (Verminderung des REM-Schlafs. Der REM-Schlaf ist eine Schlafphase, in der lebhafte Träume auftreten und wichtige Gehirnfunktionen wie Lernen und Gedächtnisverarbeitung stattfinden.)
- das Immunsystem (zunehmende Anfälligkeit für Bakterien und Viren)
- das Herz-Kreislauf-System
- die Fettverbrennung und den gesamten Energiestoffwechsel des Körpers
Bei Alkoholikern kann es vorkommen, dass der Körper, ggf. durch mangelhafte Ernährung, eine dauerhafte Nervenschädigung, auch Alkohol-Neuropathie genannt, entwickelt.
Wieso kann es zu Krämpfen nach Alkoholkonsum kommen?
Beim Alkoholkonsum wird der Alkohol ins Blut aufgenommen und durch den ganzen Körper transportiert – auch zu den Beinmuskeln. Untersuchungen zeigen, dass starker Alkoholkonsum zu Krämpfen führen kann, indem er strukturelle Veränderungen in der Skelettmuskulatur verursacht.
Alkohol führt dazu, dass sich Milchsäure – die gleiche Anhäufung in den Muskeln, die nach intensiver körperlicher Anstrengung entsteht – im Körper ansammelt, was Muskelkrämpfe und Muskelkater verursachen kann.
Starker Alkoholkonsum hat eine dehydrierende Wirkung. Dies sorgt für niedrige Magnesium- und Kaliumwerte, wodurch der Elektrolyt- und Wasserhaushalt und somit die Muskelfunktion gestört werden können.
Wie kann ein Ausgleich des Elektrolythaushalts helfen, Krämpfe zu vermeiden?
Der einfachste Weg, um Krämpfe zu vermeiden, wäre es, auf den Konsum von Alkohol komplett zu verzichten. Wer trotzdem Alkohol konsumieren möchte, der sollte zumindest eine Dehydrierung vermeiden. Trinken Sie Wasser oder andere nicht alkoholische Getränke. Diese Flüssigkeiten helfen den Muskeln sich zusammenzuziehen und zu entspannen, halten die Muskelzellen hydriert, so dass sie weniger reizbar und weniger krampfanfällig sind.
Welche Mineralien können nach Alkoholkonsum helfen, den Elektrolythaushalt zu verbessern?
Mineralstoffe haben eine wichtige Bedeutung für den Körper, denn ohne sie könnte er nicht richtig funktionieren. Sie sind normalerweise bei ausgewogener Ernährung in ausreichendem Maße im Körper vorhanden. Zu ihnen zählen Schwefel, Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium, Phosphat und Chlorid.
Ist der Elektrolythaushalt aufgrund von Alkoholkonsum gestört, kann die zusätzliche Einnahme von Mineralien den Körper dabei unterstützen, den Elektrolythaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und Krämpfe zu vermeiden.
Zu den gängigen Mineralien gehören:
Magnesium ist für den Energie- und Proteinstoffwechsel verantwortlich. Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettstoffwechsel werden unter anderem mithilfe eines ausreichend gefüllten Magnesiumdepots reguliert. Wenn Sie regelmäßig grüne Gemüsearten, Bananen, Orangen, Beeren und Hülsenfrüchte essen, ist Ihr Körper in der Regel ausreichend mit Magnesium versorgt.
Calcium braucht der Körper für den Aufbau von Zähnen und Knochen und noch für viele weitere Prozesse. Im Blut muss eine bestimmte Calcium-Konzentration bestehen, da der Körper es sich sonst aus den Knochen zieht. Das kann zu Knochenschwund führen. Calcium finden Sie ebenfalls in grünem Gemüse, vor allem in Spinat, Porree, Brokkoli und Grünkohl.
Natrium regelt den Wasserhaushalt und den osmotischen Druck im Körper. Außerdem bringt es das Säure-Basen-Verhältnis und die Verdauungssäfte ins Gleichgewicht. Natrium nehmen Sie über Fisch, Fleisch, Getreide und Käse auf.
Welche Schlafposition ist nach Alkoholgenuss sinnvoll?
Grundsätzlich sollte vermieden werden, in einer Position zu schlafen, in der die Füße nach unten zeigen. Besser ist es, auf dem Rücken zu schlafen und ein Kissen unter den Knien zu platzieren.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum, Alter und Krampfhäufigkeit?
Nach Alkoholkonsum treten insbesondere in den darauffolgenden Nächten häufiger Krämpfe – vor allem Wadenkrämpfe – auf.1
Ursache hierfür ist, dass Alkohol dem Körper Flüssigkeit und Mineralstoffe entzieht – also dehydrierend wirkt.
Die Krämpfe werden in den meisten Fällen durch einen Mineralstoff- und Flüssigkeitsmangel ausgelöst. Mineralien und Spurenelemente spielen hier eine besonders große Rolle, da sie für die An- und Entspannung der Muskeln benötigt werden.
Bei übermäßigem Konsum von Alkohol kommt es zu einer Störung des Wasser- und Salzhaushalts im Körper und die Muskeln werden nicht mehr ausreichend mit Mineralstoffen versorgt.
Wer ist besonders gefährdet, Krämpfe nach dem Alkoholkonsum zu erleiden?
Gemäß einer im Jahr 2018 durchgeführten Studie2 mit der Zielgruppe Seniorinnen und Senioren über 60 Jahre traten bei den Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern, die mindestens ein alkoholisches Getränk pro Woche tranken, 6,5-mal häufiger nächtliche Wadenkrämpfe auf als bei denjenigen, die weniger konsumierten. Demnach konnte ein klarer Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und dem Auftreten von Krämpfen nachgewiesen werden, wobei allerdings kein linearer Zusammenhang zwischen der Alkoholmenge und der Häufigkeit der Krämpfe besteht.
Zusammenfassung und Ausblick: Prävention und Behandlung
Grundsätzlich entzieht Alkohol dem Körper Flüssigkeit und Mineralstoffe. Die Folge davon ist, dass die Übertragung der elektrischen Impulse auf die Muskulatur nicht mehr optimal funktioniert und es zu Wadenkrämpfen kommen kann.
Der konsequente Verzicht auf Alkohol kann ein Weg sein, um diese Krämpfe zu vermeiden. Will man aber auf Alkohol nicht gänzlich verzichten, kann bei einem gemäßigten (moderaten) Alkoholkonsum die Krampfneigung gemildert werden.
Vor allem sollte eine mögliche Dehydrierung vermieden werden. Hier hilft ausreichendes Trinken von nicht alkoholischen Getränken. Auch die zusätzliche Versorgung mit Mineralien und Spurenelementen kann für den Körper nach Alkoholgenuss hilfreich sein.
Um allgemein Krämpfe zu vermeiden, bietet sich eine gesunde Lebensführung an. Hierzu gehören, neben ausgewogener Ernährung und Versorgung mit ausreichend Flüssigkeit, auch regelmäßige Bewegung sowie Dehnübungen. Diese helfen, Krämpfen vorzubeugen oder im Falle eines auftretenden Krampfes diesen zu lösen.
Auch die Wahl einer geeigneten Schlafposition, nämlich in Rückenlage und mit einem Kissen unter den Knien, kann hilfreich sein, die Nacht nach Alkoholkonsum krampffrei zu überstehen.
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Quellen:
1 https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Alkohol-beguenstigt-offenbar-naechtliche-Wadenkraempfe-231136.html
2 Delacour C et al. Association Between Alcohol Consumption and Nocturnal Leg Cramps in Patients Over 60 Years Old: A Case-Control Study. Ann Fam Med. 2018 Jul; 16(4): 296–301.