Krämpfe bei Diabetes
Zusammenhang und UrsachenUnser Körper besteht aus einer Vielzahl von Muskeln und Muskelgruppen, bei denen es zu Muskelkrämpfen kommen kann. Ein möglicher Auslöser für Krämpfe kann die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus sein. Im Folgenden finden Sie Erklärungen, welche Zusammenhänge zwischen Diabetes und Krämpfen bestehen. Auch finden Sie Erläuterungen, welche Möglichkeiten es gibt, durch eine gesunde Lebensweise Krämpfe zu mildern oder gar zu vermeiden.
Was ist ein Muskelkrampf?
Ein Muskelkrampf ist ein plötzliches schmerzhaftes und unkontrollierbares Zusammenziehen eines Muskels oder einer Muskelgruppe, wobei meist die Wadenmuskulatur betroffen ist. Dies kann dazu führen, das sich der Muskel verhärtet und sich für kurze Zeit versteift.
Krämpfe und Verspannungen können im Schulter- und Nackenbereich auftreten, aber auch in den Beinen, Füßen und im Gesäß auftauchen. Auch können sie in den Händen und Fingern vorkommen.
Was ist Diabetes mellitus?
Unter Diabetes mellitus – umgangssprachlich auch „Zuckerkrankheit“ genannt – versteht man verschiedene Erkrankungen des Stoffwechsels. Diese Erkrankungen zeichnen sich dadurch aus, dass entweder ein Mangel an dem Hormon Insulin besteht und/oder die Wirkung des Insulins vermindert ist. Hierdurch entsteht eine erhöhte Konzentration von Zucker im Blut. Der HbA1c-Wert, auch als Blutzucker-Langzeitwert bekannt, beschreibt die durchschnittliche Blutzuckerkonzentration der letzten 8 bis 12 Wochen und kann anhand einer Blutprobe bestimmt werden. Ist der HbA1c-Wert größer oder gleich 6,5 % (48 mmol/mol), kann von einem Diabetes mellitus ausgegangen werden. Bei einem HbA1c-Wert unter 5,7 % (39 mmol/mol) kann die Krankheit hingegen ausgeschlossen werden.
Welche Rolle spielt Insulin?
Das Hormon Insulin ist der Schlüssel zu unseren Blutzuckerwerten:
Diese steigen bei Menschen mit Diabetes, weil
- der Körper nur noch wenig oder gar kein Insulin mehr produziert oder
- die Körperzellen nicht mehr auf das Insulin reagieren (Insulinresistenz).
Insulin hat die Aufgabe, den aus der Nahrung gewonnenen Zucker über den Blutkreislauf in die Zellen aufzunehmen. So werden diese mit Energie versorgt. Das wiederum senkt den Blutzuckerspiegel.
Welche Risikofaktoren begünstigen einen Typ-2-Diabetes?
- Übergewicht
- Zu wenig körperliche Aktivität
- Alkohol und Rauchen
- Ballaststoffarme, fett- und zuckerreiche Ernährung
- Bestimmte Medikamente, die den Zuckerstoffwechsel verschlechtern (z. B. Glukokortikoide [wie Prednison]; Betablocker [wie Propranolol]; atypische Antipsychotika [wie Olanzapin und Clozapin])
- Genetische Veranlagung: In manchen Familien tritt die Erkrankung häufiger auf.
Wie verbreitet ist Diabetes mellitus?
In Deutschland ist bei circa 7,2 % der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren ein Diabetes mellitus bekannt. Circa 90 bis 95 % davon – also die Mehrzahl der Betroffenen – sind an Typ-2-Diabetes erkrankt.
Welche Diabetes-Formen gibt es?
Die am häufigsten auftretenden Diabetestypen sind:
- Diabetes mellitus Typ 1
- Diabetes mellitus Typ 2
- Schwangerschaftsdiabetes
Welche Beschwerden können auftreten?
Bei einem unbehandelten Diabetes sind die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht. Für die Betroffenen ist dies aber zu Beginn oft nicht spürbar. Ein Typ-2-Diabetes kann sich über Jahre entwickeln, ohne dass Symptome auftreten.
Welche Beschwerden kann ein erhöhter Blutzuckerspiegel verursachen?
Häufige Symptome:
Vermehrtes Wasserlassen
Verstärktes Durstgefühl
Trockene Haut und Juckreiz
Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung
Sehstörungen
Anfälligkeit für Infektionen
Schlechte Wundheilung
Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
Appetitlosigkeit
Rascher Gewichtsverlust
Tiefer Atem mit Azetongeruch
Ketone im Urin (nachweisbar mittels Teststreifen aus der Apotheke)
Treten einige dieser Beschwerden oder Zeichen auf, dringend EINE ÄRZTIN ODER EINEN ARZT AUFSUCHEN!
Was tun, wenn Symptome auftreten?
Allen Formen gemeinsam ist beim Neuauftreten eine Überzuckerung – die auch als Hyperglykämie bezeichnet wird. Das bedeutet, dass der Zuckerspiegel im Blut zu hoch ist und nicht mehr auf natürliche Weise reguliert werden kann.
Bereits eine Änderung des Lebensstils kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken und so die Folgen einer Überzuckerung zu mildern und so die Lebensqualität zu steigern sowie mögliche Krämpfe zu vermeiden.
Welche Diabetes-Typen gibt es?
mellitus Typ 1
Menschen mit einem Typ-1-Diabetes müssen täglich Insulin spritzen, da ihre Bauchspeicheldrüse dieses lebenswichtige Hormon nicht mehr oder nur noch in geringen Mengen produziert. Eine Insulintherapie lässt sich heutzutage flexibel an den Alltag anpassen.
Auf einen Blick:
- Bei einem Diabetes Typ 1 kann die Bauchspeicheldrüse kein oder nur sehr wenig Insulin bilden. Insulin ist ein Hormon. Es wird über das Blut transportiert und reguliert wichtige Körperfunktionen.
- Ohne Insulin kann der Körper keine Nahrung verwerten.
- Menschen mit einem Typ-1-Diabetes müssen dem Körper täglich Insulin zuführen.
- Eine Insulintherapie ist an die individuellen Bedürfnisse im Alltag anpassbar.
mellitus Typ 2
Bei einem Typ-2-Diabetes sammelt sich Zucker im Blut, da die Körperzellen nicht ausreichend auf das Hormon Insulin reagieren und zu wenig Zucker aus dem Blut aufnehmen. Manche Menschen mit Typ-2-Diabetes müssen zur Behandlung lediglich ihre Ernährung umstellen, etwas abnehmen und sich mehr bewegen. Andere Diabetikerinnen und Diabetiker mit Typ-2-Diabetes erhalten geeignete Medikamente, z. B. in Form von Tabletten. Wenn diese Medikamente zusammen mit Bewegung nicht ausreichen, um den Insulinspiegel im Normbereich zu halten, können andere Wirkstoffe wie z. B. Insulin verordnet werden.
Auf einen Blick:
- Beim Typ-2-Diabetes stellt die Bauchspeicheldrüse zwar eigentlich genug Insulin her, es wirkt aber nicht mehr richtig im Gewebe und in den Körperzellen.
- Bei einem unbehandelten Typ-2-Diabetes sind die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht.
- Verschiedene Risikofaktoren wie Übergewicht und zu wenig Bewegung begünstigen Typ-2-Diabetes.
Bei einem Schwangerschaftsdiabetes steigt das Risiko für bestimmte seltene Geburtskomplikationen. In der Regel lässt sich das Risiko durch eine Ernährungsumstellung aber wieder senken. In den meisten Fällen verläuft die Schwangerschaft ansonsten normal.
Auf einen Blick:
- Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben ein höheres Risiko für seltene Geburtskomplikationen.
- Durch Ernährungsumstellung lässt sich dieses Risiko aber meistens wieder senken.
- Der Übergang von einem leicht erhöhten Blutzuckerspiegel zu einem Schwangerschaftsdiabetes ist fließend.
- Bei den allermeisten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes verläuft die Schwangerschaft ansonsten normal: Sie bringen ein gesundes Kind zur Welt.
- Ein Schwangerschaftsdiabetes bedeutet nicht, dass die Betroffenen einen Diabetes mellitus und damit eine chronische Erkrankung haben.
Warum kann Diabetes Krämpfe verursachen?
Wenn die Blutzuckerwerte die sogenannte Nierenschwelle von circa 180 mg/dl (10 mmol/l) überschreiten, beginnt der Körper, den Zucker über die Nieren beziehungsweise den Urin auszuscheiden. Damit kann ein Flüssigkeitsverlust von mehreren Litern am Tag einhergehen – verbunden mit häufigem Harndrang, starkem Durst und der Gefahr, dass der Körper austrocknet. Von einer Überzuckerung spricht man ab Werten von 180 mg/dl (> 10 mmol/l).
Häufige Symptome:
- Starker Harndrang und großer Durst
- Nervenschädigungen
- Durchblutungsstörungen
Starker Harndrang und großer Durst: Gerade ältere Menschen mit Typ-2-Diabetes verkennen oft die auftretenden Symptome wie starken Harndrang und großen Durst. Durch den vermehrten Wasserverlust gehen wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium und Magnesium verloren, so dass es zu einem gestörten Elektrolythaushalt kommen kann. Hierdurch können vermehrt Krämpfe, z. B. in den Beinen, Füßen, aber auch in den Händen und Fingern, sowie Muskelschmerzen auftreten.
Nervenschädigungen: Ein weiterer Grund für Krämpfe bei Diabetikerinnen und Diabetikern kann in einer dauerhaften Schädigung der Nerven liegen. Diabetikerinnen und Diabetiker können daher empfindlicher auf Nervenreize reagieren als Gesunde, was ebenfalls zu vermehrten schmerzhaften, aber meist harmlosen Krämpfen führen kann.
Durchblutungsstörungen: Diabetikerinnen und Diabetiker leiden häufiger und früher an Durchblutungsstörungen als Nichtdiabetikerinnen und Nichtdiabetiker. Vor allem dann, wenn der Diabetes spät erkannt oder der Blutzucker nicht richtig eingestellt ist, steigt das Risiko für arteriosklerotische Gefäßveränderungen. Ursache hierfür ist, dass zu viel Zucker im Blut die Arterienwände schädigt und Ablagerungen in den Blutgefäßenzu deren Verengung führen kann, wodurch sich die Durchblutung verschlechtert. Liegen Durchblutungsstörungen vor, kann dies zu Krämpfen, beispielsweise in den Beinen, führen.
Woran kann Diabetes Typ 2 erkannt werden?
Bei einem unbehandelten Diabetes sind die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann folgende Beschwerden verursachen:
- Vermehrtes Wasserlassen
- Verstärktes Durstgefühl
- Trockene Haut und Juckreiz
- Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung
- Sehstörungen
- Anfälligkeit für Infektionen
- Schlechte Wundheilung
- Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Rascher Gewichtsverlust
- Tiefer Atem mit Azetongeruch
- Ketone im Urin (nachweisbar mittels Teststreifen aus der Apotheke)
Was tun bei Überzuckerung?
Eine dauerhafte Überzuckerung – vor allem schwere Hyperglykämien – kann langfristige negative Auswirkungen den Körper haben. Bei Nichtbeachtung kann es zu Schädigungen der Nerven, Durchblutungsstörungen (z. B. Diabetisches Fußsyndrom), dauerhaften Schmerzen (z. B. Diabetische Polyneuropathie), Notfallsituationen bis hin zum Koma kommen.
Maßnahmen, um Überzuckerung und deren Folgen zu vermeiden:
- Bei oben genannten Symptomen unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen!
- Ausreichend Wasser trinken, um den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren – selbst bei Übelkeit und Erbrechen schluckweise Flüssigkeit aufnehmen
- In regelmäßigen Abständen Blutzucker messen und die Ketonausscheidung im Urin überprüfen lassen
- Medikamente regelmäßig einnehmen. Sollten Sie Ihre Medikamente vergessen haben, benachrichtigen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder Ihren Diabetes-Service
- Bei erhöhten Werten eine vorher mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprochene Menge Insulin spritzen, um den Blutzuckerspiegel zu senken
Leben mit Diabetes: wertvolle Tipps
Vor allem Aufklärung und Vorbeugung sind entscheidend für die Bekämpfung von Diabetes mellitus. Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung können helfen, diese Erkrankung im Vorfeld zu vermeiden. Oder – im Fall eines bereits diagnostizierten Diabetes – die Insulinempfindlichkeit zu verbessern, so die Lebensqualität zu steigern, möglichen Krämpfen vorzubeugen oder diese im Akutfall zu lindern.
Um das Wohlbefinden zu steigern und Krämpfen vorzubeugen bzw. diese im akuten Fall zu lindern, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
- Achten Sie auf einen ausgeglichenen Wasser- und Elektrolythaushalt: Trinken Sie täglich mindestens 1,5 Liter Wasser; bei warmem Wetter oder nach körperlicher Anstrengung entsprechend mehr.
- Vermeiden Sie mechanische Reize wie eine zu schwere Decke auf den Füßen, da diese Krämpfe zusätzlich begünstigen können.
- Machen Sie regelmäßig Dehnübungen. Diese helfen Ihnen, Krämpfen vorzubeugen oder im akuten Fall den Krampf schneller loszuwerden.
- Entspannungsübungen, Massagen und Wärme können helfen, Ihr Wohlbefinden zu steigern und Krämpfen vorzubeugen.
- Bleiben Sie in Bewegung! Das hält die Muskeln im Gleichgewicht und beugt Krämpfen vor.
- Gesunde Ernährung ist wichtig – achten Sie deshalb auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Kost!
- Verzichten Sie auf Alkohol und Rauchen.
Manchmal kann es auch hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Selbsthilfegruppen und Foren bieten hierfür gute Möglichkeiten.
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